Sonntag, 8. September 2019

Etappe 8 - Alles hat einmal ein Ende

Wie  geplant stand das Taxi vor der Tür - kalt war´s. Die Fahrt dauerte 20 Minuten, in denen es jedoch anfing wie aus Eimern zu schütten - Ich stellte mich schon wieder auf eine ordentlich kalte Dusche ein.  Kurz, es kam anders als gedacht. Die Strecke wurde gekürzt von 31km auf 24 km..... ein Kinderspiel - aber in diesen 24km waren 2000 Höhenmeter inkludiert. Für uns die passende Etappe - viel hinauf, viel hinunter genau unsere Stärken. Diese Scharte da (Klemens weiss mehr) wurde jedoch ausgelassen. Murenabgänge und Forstarbeiten verhinderten zusätzlich zum Schnee die geplante Route. Wir wurden Tagessieger und in der Gesamtwertung 2.
Aber alles von Anfang an. Grundsätzlich fehlten uns 30 Minuten auf die Führenden und wir hatten ebenfalls 30 Minuten Vorsprung auf die Drittplatzierten. Wir entschieden uns gemeinsam für einen Nicht-Angriffspakt. Ganz traute ich dem Team hinter uns nicht - wie kann jemand so von Ehrgeiz geprägt sein- also im Auge behalten, war die Devise.
Die letzte Etappe, alle erscheinen viel entspannter als in den Tagen davor, ich hatte dennoch Respekt vor 26km, 2200Hm im An- und ca 1000Hm im Abstieg.
Das Startprozedere ist inzwischen Routine, Trinkflasche mit Iso auffüllen, obligatorischer WC-Gang und dann ab zur Ausrüstungskontrolle. Im Startblock seinen Platz suchen und dann auf  "Highway to hell" (1' vor dem Start) zu warten.
Unser Ziel ist es, nach dem Hoppala der 7. Etappe, gesund in Sulden anzukommen. Lord Jens, vom Führungsteam schlägt einen Nichtangriffspakt vor, das finde ich witzig, da ich keine Ahnung habe, wie wir regulär die 30 Minuten aufholen hätten sollen. Aber natürlich willigten wir ein. Auch Bianca und Henrik schließen sich an, aber wie Angelika traue ich Bianca ebenfalls nicht so ganz über den Weg, was Waffenstillstand betrifft. Aber 30 Minuten sollten wir bei diesem Streckenprofil nicht verlieren.
Um Punkt 8:00 fällt der Startschuss. Es geht ca 1,5km auf Asphalt los, ehe der erste Anstieg beginnt. Da vor allem Bianca gleich ein ordentliches Tempo vorlegt, beschließen wir dieses Mal zumindest in Sichtkontakt zu bleiben und starten daher deutlich schneller als gewohnt. Aber alles kein Problem. Es ist ganz angenehm, seine "Konkurrenten" aus der zweiten Reihe zu kontrollieren. Auch Jens und Irene hängen sich an die Fersen von Bianca und Henrik.
Sobald der Anstieg beginnt, wird fleißig drauf los gewalkt, bis zur ersten Labe nach ca 6km bleiben wir direkt bei Lord und Lady und Bianca und Henrik. Nach der Labe beginnt es richtig bergauf zu gehen und B&H können das Tempo nicht mehr mithalten. Im 4er Gespann spulen wir die Höhenmeter herunter, auch die führenden haben ein Ähnliches "Schleppsystem" wie Angelika und ich. Obwohl unseres findet bei Jens immer wieder große Begeisterung, weil einfach besser ;)
Nach den ersten zwei Gipfeln geht es hinunter zu VP2, kurzes auffüllen meiner Wasserflasche, dann geht es weiter in den letzten Anstieg. Irene und Jens schlagen uns vor gemeinsam Richtung Ziel zu laufen und keine Verletzung mehr zu riskieren. Wir willigen natürlich gerne ein, mit der einzigen Bedingung von meiner Seite, dass wir trotzdem nicht Bummeln. Also darf ich das Tempo bergauf bestimmen und wir marschieren zügig den letzten Anstieg hinauf, der es noch einmal ordentlich in sich hatte und etwas länger war, also am Vorabend angekündigt. Aber ohne Probleme erreichten wir den letzten Gipfel. Bergab wollten wir es eigentlich gemütlich Rollen lassen, in meinem Kopf sah ich schon den Zieleinlauf, alle vier gemeinsam über die Ziellinie. Aber das Team Leki machte uns einen Strich durch die Rechnung. Eigentlich dachte ich, das Irene und Jens hinter uns laufen. Aber als ich mich umdrehte sah ich das Team Leki (Susanne Elsäßer und Jörg Kehl) knapp hinter uns und Jens etwas dahinter gestikulierend, dass wir laufen und Gas geben sollten. Obwohl Angelika das nicht gesehen hat und ich eigentlich nicht bewusst das Tempo bergab erhöhen wollte, ist Angelika wieder in ihren (von mir gefürchteten) Downhill Modus verfallen und hat den letzten Abstieg noch einmal so richtig die Sau rausgelassen. Dafür habe ich auf dem letzten Kilometer, der auf einer Forststrasse leicht bergab ging, das Tempo hochgehalten. Schließlich will man einen Tagessieg nicht einfach so an ein anderes Team verschenken, egal wie sympathisch sie sind.
Aber Susanne und Jörg konnten nicht mehr zusetzen und so holten wir uns den Tagessieg in ca 4:08 Stunden. Team Leki ca 30 Sekunden dahinter. Um die Klassensieger Lady Irene und Lord Jens standesgemäß zu empfangen, stellten wir vier uns direkt hinter der Ziellinie auf und begleiteten den Zieleinlauf der zwei mit einer ordentliche "Welle" und lautem Gebrüll.
Waren in der Früh meine Emotionen schon kaum im Zaum zu halten, brachen bei mir nun alle Dämme. Eine unglaubliche Woche mit vielen einzigartigen Momenten, vielen neuen und interessanten Bekanntschaften aber vor allem in einer bisher noch nicht erlebten Zweisamkeit und Harmonie, trotz aller Strapazen und Anstrengungen, hat mit dem Tagessieg und dem 2. Gesamtrang der Master Mixed Klasse sein Ende gefunden.
Die 9. Etappe fand dann am Abend statt, für den Tagessieg erhielten wir jeweils einen Geschenkkorb, voll mit Südtiroler Spezialitäten. Ich bin froh, dass ich einiges an Ausrüstung weggeworfen haben, denn ansonsten hätte ich keinen Platz gefunden für all die Köstlichkeiten. Eine wunderschöne Glaskaraffe für den 2. Klassenrang und das erste mal in unserem Leben Preisgeld für unseren sportlichen Erfolg. Aber vor allem durften wir noch einmal einen netten Abend mit unseren Freunden und Laufkollegen, Mirko&Doro, Kalle & Michael, Bernhard & Wolfgang, Jens & Irene und und und verbringen!
Somit verabschiedet Klemens und Ich.
Keine Sorge Mama - jetzt ist mal eine zeitlang Ruhe. Zumindest bis zur nächsten Herausforderung unseres Lebens - das halten wir schon aus und noch viel mehr.


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